Umwelt und Energie

Trotz Energiewende und Krisenfolgen: Energieversorgung 2030 sichern!

Eine erfolgreiche Energiewende kann nur mit starken Unternehmen gelingen. Und auch die Zukunft der industriegeprägten, exportorientierten Wirtschaft in Rheinland-Pfalz ist bei einer erfolgreichen Energiewende unweigerlich mit einem Gewinn an Wirtschaftskraft verknüpft. Gleichzeitig hat der russische Angriff auf die Ukraine deutlich gemacht, dass es verlässliche und günstige Gaslieferungen aus Russland nicht mehr geben wird. Die deutsche und rheinland-pfälzische Wirtschaft hat damit ihren Preisvorteil vor allem gegenüber asiatischen Wettbewerbern verloren, der Preisnachteil gegenüber der amerikanischen Konkurrenz droht zudem massiv weiter anzuwachsen.
Insgesamt müssen wir ein Jahr nach dem Beginn der schwersten Energiekrise in der Geschichte der Bundesrepublik die notwendigen Lehren ziehen und auf dieser Basis die Zukunft der Energieversorgung unter neuen Rahmenbedingungen gestalten. Der Wandel des Energiemixes von fossilen zu erneuerbaren Energien ist eine Herkulesaufgabe. Es drohen erhebliche negative Auswirkungen auf die nationalen Wirtschaftsstandorte, wenn nicht zügig politische Weichenstellungen vorgenommen werden. Dies gilt für den Bund als auch auf Ebene der Bundesländer gleichermaßen. Nur so kann mittelfristig eine bezahlbare, sichere und klimafreundliche Energieversorgung für die hiesige Wirtschaft gewährleistet werden.

Was die Politik tun kann

  1. Erneuerbare Energien: Der Ausbau erneuerbarer Energien ist deutlich zu langsam, um die politischen Ziele zu erreichen. Aus Sicht der Wirtschaft muss die Politik den Turbo beim Ausbau und der Nutzung erneuerbarer Energien zünden. Das derzeit diskutierte Konzept der "Go-to-Areas", in denen auf eine Umweltverträglich­keits­prüfung für Einzelprojekte verzichtet werden kann, ist ein gutes Beispiel für zügige Genehmi­gungs­verfahren und würde es Unternehmen erleichtern, in Nachhaltigkeit zu investieren. Zudem würden sowohl virtuelle Power Purchase Agreements (PPA) als auch eine Stärkung der betrieblichen Eigenstromversorgung es Unternehmen ermöglichen, verstärkt in In- und Ausland in den Ausbau erneuerbarer Energien zu investieren.
     
  2. Brückentechnologien: Hingegen wird Gas als Brückentechnologie noch für viele Jahre unverzichtbar, aus Sicht der Wirtschaft aber als einzige Brücke nicht ausreichend sein. Dies gilt sowohl mit Blick auf die Resilienz der Energieversorgung als auch mit Blick auf die Energiekosten. Für einen resilienten Energiemix zu wettbewerbsfähigen Preisen sind daher weitere, wetterunabhängige Energieträger und Technologien wie Wasserkraft, Tiefen-Geothermie, Biomasse notwendig. Hierfür müssen auch in Rheinland-Pfalz die Weichen (teils neu) gestellt werden. Gleiches gilt für effektive Speichertechnologien sowie den strukturierten Markthochlauf von Wasserstoff. Nur in Summe kann die Nachfrageflexibilität in einem für die Wirtschaft ausreichend skalierbaren, stabilen Maßstab erhöht werden. Große Erwartungen setzt die rheinland-pfälzische Wirtschaft in diesem Kontext auch in die Umsetzung der in 2022 vorgestellten Wasserstoffstudie bzw. -Roadmap RLP.
     
  3. Energieinfrastruktur: Je weiter der Ausbau der Erneuerbaren, der Hochlauf der Wasserstofftechnologie sowie die energetische Transformation von Wirtschaft und Gesellschaft voranschreiten, desto dringlicher ist zudem die Entwicklung einer leistungsfähigen Energieinfrastruktur. Ohne entsprechenden Infrastrukturzugang können Unternehmen sich nicht oder nur eingeschränkt an der Energiewende beteiligen und ihre betrieblichen Klimaschutzziele erreichen. Daher muss der notwendige Ausbau der Netzinfrastruktur auch in Rheinland-Pfalz stärker koordiniert und europäisch gedacht sowie über alle Energieträger hinweg beschleunigt und technologieoffen umgesetzt werden.
Weitere Aspekte, die aus Sicht der Wirtschaft unerlässlich sind, die ambitionierten Energie- und Klimaschutzziele zu erreichen, finden sich im eingangs erwähnten IHK-Positionspapier.

Was die IHKs tun

Die IHK-Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz stehen im Verbund mit der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK) für eine leistbare und unternehmensverträgliche Transformation der gewerblichen Wirtschaft ein. Technologieoffenheit, innovationsfreundliche und investitionsfördernde Rahmenbedingungen sowie pragmatische Beschleunigungsverfahren sind hierfür unabdingbar. Neben der Veröffentlichung politischer Positions- und Forderungspapieren engagieren sich die Industrie- und Handelskammern in Rheinland-Pfalz daher seit Jahren sehr stark im Bereich der beruflichen Aus- und Weiterbildung sowie unternehmensbezogenen Sensibilisierung zu Energie- und Umweltthemen (z.B. Energie-Scouts-Kampagne) sowie durch die Begleitung und den Aufbau von Energieeffizienznetzwerken für alle Unternehmensgrößen. National wird mit dem Unternehmensnetzwerk Klimaschutz (UNK) über den DIHK-Verbund zudem eine Online-Austauschplattform vorgehalten, über die sich Unternehmen strukturiert über die Herausforderungen der betrieblichen Dekorbonisierung bzw. Energiewende austauschen können.