Pressemitteilung vom 5. August 2024

IHK-Energiewende-Barometer Rheinland-Pfalz 2024 veröffentlicht

Vertrauen in die Energiepolitik stark beschädigt

Hohe Preise, zu viel Bürokratie und fehlende Planbarkeit der Energieversorgung sind für die Unternehmen in Rheinland-Pfalz mehr denn je ein Produktions- und Investitionshemmnis. Das zeigt das rheinland-pfälzische IHK-Energiewende-Barometer 2024. Der Barometerwert bewegt sich weiter im stark negativen Bereich und fällt mit minus 21,6 sogar noch schlechter aus als der bundesweite Wert. Knapp 40 % der befragten Unternehmen sehen gar ihre Wettbewerbsfähigkeit bedroht. Und das dürfte sich mit den bisher bekannt gewordenen, von der Wirtschaft klar abgelehnten Eckpunkten des neuen Landesklimaschutzgesetzes noch verschärfen, wenn zu ambitionierte Sektorziele auf Kosten der Standortattraktivität gehen oder Genehmigungen nicht rechtssicher gewährleistet werden können. Zudem melden die Unternehmen zum dritten Mal in Folge, dass die hohen Energiepreise Investitionen verhindern.
„Das Vertrauen der rheinland-pfälzischen Wirtschaft in die Energiepolitik ist stark beschädigt. Die Unternehmen vermissen eine Perspektive für eine zuverlässige Energieversorgung zu wettbewerbsfähigen Preisen. Bedenklich ist dies insbesondere für Industrieunternehmen, die unser Bundesland prägen“, sagt Arne Rössel, Hauptgeschäftsführer der IHK-Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz. „Dennoch setzen die Unternehmen weiterhin Maßnahmen zur Energiewende und für den Klimaschutz um.“
Das Energiewende-Barometer offenbart aber auch, dass mittlerweile 28 % der Befragten über eine Verlagerung von Kapazitäten ins Ausland nachdenken oder diese bereits umgesetzt haben, „was nahezu eine Verdoppelung im Vergleich zu den letzten beiden Jahren darstellt“, erläutert Rössel. Zudem geben dies unisono branchenübergreifend Unternehmen aus Industrie, Bau, Dienstleistung und Handel an.
Die Hälfte der Befragten spricht sich für niedrigere Steuern und Abgaben beim Strom aus, knapp 90 % fordern bessere Rahmenbedingungen bei der Strom-Eigenversorgung und bei Direktlieferverträgen. Gesteigerten Handlungsbedarf sehen die Betriebe zudem bei der Grundlastversorgung, die störungsfrei sein muss.
Immerhin zeichnet sich bei den Energiepreisen eine leichte Entspannung im Vergleich zum Vorjahr ab: In diesem Jahr ist „nur noch“ jedes zweite Unternehmen von steigenden Preisen betroffen. 2023 waren es fast 80 %. Die Entwicklung der Energiekosten ist weiterhin ein großer Unsicherheitsfaktor für die Planungen. Deshalb beschäftigen sich nahezu alle Unternehmen mit Energiesparmaßnahmen, auch wenn hier vor allem Potenzial beim Stromverbrauch gesehen wird. Zum Einsatz kommen vor allem Energie- und Umwelt-Managementsysteme, die aufgrund der Komplexität zusehends auch mit externen Dienstleistern umgesetzt werden.
Gefragt wurden die Unternehmen auch danach, bis wann ihr Betrieb klimaneutral sein kann. Hier halten die Befragten den Zielkorridor der Bundesregierung (Jahr 2045) für realistischer als das Landesziel (Jahr 2040).
„Hierfür benötigen Unternehmen aber dringend eine nachhaltige Perspektive für eine verlässliche Energieversorgung“, sagt Rössel abschließend.
Aus Rheinland-Pfalz haben rund 150 Unternehmen an der Befragung teilgenommen. Die Umfrage lief im Juni 2024. Bundesweit haben 3.283 Unternehmen geantwortet.