Unternehmensgründung
IHKs und Handwerkskammern stellen Gründungsreport Rheinland-Pfalz 2023 vor
Weniger Gründerinnen und Gründer, aber mehr Unternehmen in Rheinland-Pfalz. So lässt sich der Gründungsreport Rheinland-Pfalz 2023 zusammenfassen. „Besonders in unsicheren Zeiten erfordern die ersten Schritte in die Selbständigkeit Mut und Engagement“, sagt Arne Rössel, Hauptgeschäftsführer der IHK-Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz. Die Pandemie, der Krieg in der Ukraine, Energiekrise, Inflation und Zinssprünge haben auch in der Gründungslandschaft in Rheinland-Pfalz Spuren hinterlassen. Vor allem im Handwerk und Handel sind gravierende Änderungen zu verzeichnen und zu erwarten. Die gute Nachricht: Die Unternehmen, die bereits gegründet wurden, behaupten sich am Markt – die Zahl der Gewerbeabmeldungen bleibt konstant. Weil es nach wie vor mehr Gründungen als Betriebsaufgaben gibt, verzeichnet Rheinland-Pfalz zum vierten Mal in Folge insgesamt einen Zuwachs an Unternehmen – allein im vergangenen Jahr lag das Plus bei 4.112 Betrieben.
Besonders in Zeiten von neuen Technologien und schnellen Geschäftsentwicklungen werden auch Kooperationen, Austausch und Netzwerke immer wichtiger für einen erfolgreichen Unternehmensstart. Ebenso spielt die individuelle Beratung eine immer größere Rolle. Das spiegelt sich im gestiegenen Interesse an den Angeboten der Starterzentren in Rheinland-Pfalz wider: So ist die Zahl der Anmeldungen an Netzwerkveranstaltungen und Seminaren im vergangenen Jahr um ein Fünftel gestiegen, die kostenfreien Steuer- oder Rechtsanwaltssprechtage verzeichneten ein Viertel mehr Teilnehmerinnen und Teilnehmer.
Ebenfalls erfreulich: Das Gründungsinteresse von Frauen ist stabil und geht wieder mehr Richtung Haupterwerb. Für sie zählen vor allem Flexibilität und bessere finanzielle Anreize sowie, dass sie einen gesellschaftlichen Beitrag leisten können. Auch bei etablierten Betrieben stehen Veränderungen an: So stehen in Rheinland-Pfalz in den kommenden fünf Jahren bis zu 9.000 Unternehmen zur Übernahme an. Aufgrund der demographischen Entwicklung übersteigt diese Zahl voraussichtlich deutlich den Anteil der jungen Menschen, die den Schritt in die Selbstständigkeit wagen.
Was die IHKs tun
Im Zentrum dieser Entwicklung stehen die Starterzentren Rheinland-Pfalz: Als Zusammenschluss der acht Industrie- und Handelskammern und Handwerkskammern im Land begleiten sie landesweit Gründerinnen und Gründer auf dem Weg in die Selbständigkeit. Mit dem Gründungsreport Rheinland-Pfalz 2023 stellen sie ihre Bilanz vor. Demnach haben im vergangenen Jahr 31.493 Menschen ein Gewerbe im Bundesland angemeldet, das sind knapp 6 Prozent weniger als im Jahr zuvor. Die Starterzentren können von Beginn an auf ein landesweites Netzwerk an Kooperationspartnern zurückgreifen, das Gründerinnen und Gründern den Start in die unternehmerische Selbständigkeit erleichtert. Sie verzeichnen jährlich konstant etwa 13.000 Auskünfte, 3.000 Beratungen, 2.500 Starterpakete sowie mehrere hundert Teilnehmende an Sprechtagen und Stellungnahmen für Förderprogramme. Diese Form der Zusammenarbeit ist bundesweit einzigartig: www.starterzentren-rlp.de
Was die Politik tun kann
Für mehr Gründungen bedarf es Vertrauen in die Verbesserung der Rahmenbedingungen sowie Wertschätzung für das Unternehmertum in der Gesellschaft. Mit Projekten wie startup@school leisten die Industrie- und Handelskammer bereits im Schulalter einen wichtigen Beitrag.
Damit sich bestehende Betriebe in Rheinland-Pfalz weiter so stark am Markt behaupten und wieder mehr neue Unternehmen gegründet werden, braucht es die richtigen Rahmenbedingungen und Entwicklungsmöglichkeiten: Ideale Voraussetzungen dafür sind die vielfältige Wirtschaftsstruktur, attraktive Fördermöglichkeiten sowie der Zugang zu Bildungseinrichtungen und Netzwerken. Es muss unkompliziert möglich sein, in Rheinland-Pfalz ein Unternehmen zu gründen – die Politik ist gefragt, bürokratische und steuerliche Hürden zu senken und durch passgenaue Finanzierungshilfen beim Schritt in die Selbstständigkeit zu unterstützen.