Ruf nach Nachfolgeoffensive

In Rheinland-Pfalz stehen in den kommenden fünf Jahren rund 9.000 Unternehmen zur Übergabe an. Doch zwei Drittel der Betriebe haben noch keine konkreten Nachfolgepläne. Das zeigt die Studie „Unternehmensnachfolge in Rheinland-Pfalz 2025“, erstellt von den IHKs und HwKs in Rheinland-Pfalz, in Kooperation mit der Hochschule Mainz sowie dem rheinland-pfälzischen Wirtschaftsministerium.
„Diese Zahlen sind alarmierend“, warnt Arne Rössel, Hauptgeschäftsführer der IHK-Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz. „Ohne klare Planung sind Arbeitsplätze, Know-how und die wirtschaftliche Substanz gefährdet.“

Beratung bringt Planungssicherheit

Die Studie belegt: Wer frühzeitig Beratung nutzt, ist besser vorbereitet. Rund 60% der Unternehmerinnen und Unternehmer mit Beratungserfahrung verfügen über konkrete Nachfolgepläne ohne Beratung sind es weniger als 20%.
„Eine qualifizierte Begleitung klärt zentrale Fragen und schafft Vertrauen in den Prozess“, betont Prof. Dr. Anna Rosinus von der Hochschule Mainz. Die IHKs und Steuerberater werden von den Befragten als zentrale Anlaufstellen für die Nachfolgeberatung genannt.
Klare und schnelle Genehmigungsverfahren sind entscheidend, damit Nachfolgerinnen und Nachfolger zukunftsgerichtet investieren können. Planungssicherheit ist eine zentrale Voraussetzung, um mehr Übernahmeinteressierte zu gewinnen und den Fortbestand wirtschaftlicher Strukturen zu sichern.

Zu wenige Nachfolgeinteressierte

Die Studie offenbart ein Missverhältnis: Die Zahl der übergabewilligen Unternehmen übersteigt die der Nachfolgeinteressierten deutlich. Fast zwei Drittel der Befragten empfinden die Suche nach geeigneten Kandidatinnen und Kandidaten als schwierig. Gründe sind mangelnde Informationen, Unsicherheiten bei Finanzierung und eine oft unterschätzte Attraktivität der Nachfolge gegenüber Neugründungen.

Zentrale Studienergebnisse im Überblick

  • Beratungsbedarf hoch: Über 60% fordern Bürokratieabbau und steuerliche Erleichterungen zur Förderung der Nachfolge.
  • Alter spielt Rolle: Über 40% der über 65-Jährigen haben Nachfolgepläne ein Fünftel jedoch weiterhin gar keine.
  • Unternehmensgröße entscheidend: Betriebe mit mehr als fünf Mitarbeitenden sind besser vorbereitet (38%) als Kleinstunternehmen (19%).
  • Rollenverteilung relevant: Unternehmer mit starker operativer Einbindung haben deutlich seltener Pläne (27%) als strategisch agierende Führungskräfte (61%).
  • Familiäre Nachfolge bevorzugt: Bei konkreten Plänen liegt die Familiennachfolge vorn, gefolgt vom Management-Buy-out.
  • Emotionale Faktoren wichtig: Neben Finanzen und Recht prägen Werte wie Sicherung des Lebenswerks und Erhalt der Arbeitsplätze die Entscheidung.

Maßnahmen der IHKs in Rheinland-Pfalz

Die IHKs in Rheinland-Pfalz unterstützen Unternehmerinnen und Unternehmer kostenfrei und umfassend bei der Unternehmensnachfolge. Neben individueller Beratung und persönlicher Begleitung bieten sie praxisnahe Formate, die Information, Austausch und Inspiration rund um Übergabe und Übernahme ermöglichen.
Mit digitalen Angeboten wie der Unternehmenswerkstatt Deutschland und der Nachfolgebörse nexxt-change wird eine passgenaue Vorbereitung und Vermittlung von Nachfolgelösungen unterstützt – professionell begleitet durch erfahrene IHK-Beraterinnen und -Berater vor Ort.

Hintergrund

An der Studie beteiligten sich über 500 Unternehmerinnen und Unternehmer mit einem Durchschnittsalter von 58 Jahren. Die vollständige Untersuchung ist abrufbar unter: www.starterzentrum-rlp.de