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Diversifizierung vs. Decoupling in internationalen Lieferketten

Mit Blick auf China fällt in diesem Zusammenhang auch oftmals der Begriff des „Decoupling“, also eine Entkopplung von der chinesischen Wirtschaft. Eine vollständige Entkoppelung vom chinesischen Markt ist allerdings eher unrealistisch und nicht erstrebenswert. Dafür ist China als Lieferant und auch als Markt zu wichtig. Aus diesem Grund heißt es nun nicht mehr „Decoupling“, sondern – weniger hart ausgedrückt – „Derisking“. Hierunter versteht man insbesondere das Streben nach robusteren Lieferketten, einem treibenden Faktor der Diversifizierung. Prinzipiell ist Diversifizierung für Unternehmen sinnvoll. Allerdings kann dies nicht von heute auf morgen passieren. Denn Produktionsinfrastrukturen müssen an neuen Standorten teilweise von Grund auf (wieder) aufgebaut werden.

Was die Politik tun kann

Da viele Unternehmen Diversifizierung schon aus Eigeninteresse bereits als sinnvoll ansehen, liegt es nun an der Politik, für geeignete Rahmenbedingungen zu sorgen. Da Diversifizierungsvorhaben von Unternehmen längerfristige Unterfangen sind, ist es umso wichtiger, dass Betriebe Planungssicherheit haben, wenn es um regulatorische Anforderungen wie Berichts- und Meldepflichten im Lieferkettenmanagement geht. Dies sollte bei Vorhaben wie der geplanten China-Strategie der Bundesregierung beachtet werden. Denn gerade in Anbetracht der Belastung von Unternehmen in den aktuellen Krisenzeiten gilt: Je mehr Rechtssicherheit und je weniger Bürokratie, desto besser können Unternehmen ihre Lieferketten diversifizieren.
Auf der anderen Seite muss die Politik auch die Rahmenbedingungen hinsichtlich alternativer Märkte verbessern. Sie sollte sich für den Abbau von Handelsbarrieren einsetzen, beispielsweise durch das Abschließen von Freihandelsabkommen. So ist es begrüßenswert, dass lange auf Eis liegende Verhandlungen wie etwa mit Thailand nun wieder gestartet sind.
Und auch die Zusammenarbeit mit China sollte nicht enden. Sie ist bei der Bewältigung globaler Herausforderungen weiterhin nötig. Denn Vorhaben wie die Energiewende erscheinen bei gleichzeitiger Entkoppelung von China wenig realistisch.

Was die IHKs tun

Von der Einschätzung zu länderspezifischen Situationen bis zur Beratung zu alternativen Lieferanten und Märkten: Als rheinland-pfälzische IHKs beobachten wir aktuelle geopolitische und weltwirtschaftliche Entwicklungen und stehen Unternehmen bei Fragen und Problemen zur Seite.
Darüber hinaus tragen wir praktische Bedenken und Forderungen der regionalen Wirtschaft an die Politik heran, ob nun auf Landesebene oder – über die Deutsche Industrie- und Handelskammer – auch auf Bundes- und europäischer Ebene.