Auswertung Blitzumfrage
Zwischen Anpassung und Abwarten: Reaktionen auf die neue US-Handelspolitik
Hintergrund
An der Blitzumfrage (28. April bis 2. Mai 2025) der IHK-Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz zu den Auswirkungen der aktuellen US-Handelspolitik haben 168 Unternehmen teilgenommen, von denen 91 derzeit auf dem US-Markt aktiv sind.
Von den Unternehmen mit US-Geschäft verfügen 56 % über keinen eigenen Vertrieb oder Produktionsstandort in den USA und vertreiben ihre Produkte ausschließlich aus Deutschland. 31 % der Unternehmen gaben an, einen direkten Vertrieb in den USA zu unterhalten. Zwei Unternehmen verfügen über eine Produktionsstätte in den USA, jedoch ohne eigenen Vertrieb. Weitere 11 % der Unternehmen haben sowohl eine Produktionsstätte als auch einen direkten Vertrieb in den USA.
Die folgende Auswertung differenziert zwischen Unternehmen, die ihren Vertrieb ausschließlich aus Deutschland abwickeln bzw. einen direkten Vertrieb in den USA ohne dortige Produktionsstätte unterhalten, und solchen, die in den USA über eine Produktionsstätte verfügen.
Auswertung: Unternehmen mit Vertrieb in den USA
Kurzfristige Auswirkungen
Unter den Unternehmen, die entweder ihren Vertrieb ausschließlich aus Deutschland abwickeln oder einen direkten Vertrieb in den USA unterhalten – jedoch ohne dortige Produktionsstätte –, erwarten 22 % langfristig erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen infolge der neuen US-Handelspolitik und sehen sich gezwungen, ihre Geschäftsstrategie grundlegend zu ändern. 39 % der Unternehmen rechnen mit moderaten Auswirkungen, die erste Anpassungen erforderlich machen. Ein Drittel der Unternehmen gehen lediglich von geringfügigen Auswirkungen auf Kosten oder Absatz aus. Nur 6 % der Unternehmen erwarten keine spürbaren Auswirkungen.
Die (optionale) Rückmeldung der Unternehmen zu ihren konkreten Änderungsplänen lassen sich in drei Blöcke unterteilen:
Preis- und Margenanpassungen
Rund ein Viertel der befragten Unternehmen planen preisliche Anpassungen als Reaktion auf die neuen Rahmenbedingungen. Die Maßnahmen reichen von strategischen Preisreduktionen zur Aufrechterhaltung der Wettbewerbsfähigkeit bis hin zu kurzfristigen Preisanpassungen zur Kompensation von Strafzöllen. In einigen Fällen werden Margen reduziert oder mit Importeuren geteilt. Auch die Trennung von Produktpreis und Lizenzgebühren wurde als Modell zur Umgehung von Zöllen genannt.
Strategische Veränderungen / Geschäftsmodell-Anpassung
Einige Unternehmen denken über tiefgreifende strategische Änderungen nach. Dazu zählen unter anderem die Überprüfung des Geschäftsmodells, der Rückzug aus dem US-Markt oder die Verlagerung von Unternehmensstandorten. Auch die gezielte Unterstützung von Partnern in den USA sowie die Anpassung von Vertriebs- oder Absatzstrategien wurden erwähnt. Einzelne Unternehmen erwägen sogar, bestimmte Umsätze vollständig aufzugeben.
Operative Maßnahmen / Logistik und Beschaffung
In einigen Rückmeldungen wurden konkrete operative Anpassungen beschrieben. Hierzu zählen die Erhöhung von Lagerbeständen, die Vorziehung von Lieferungen vor Inkrafttreten von Zöllen sowie die Verlagerung von Beschaffungsquellen, etwa von den USA nach Kanada. In einem Fall wurde die Bildung einer konzerninternen Task-Force zur Klärung der Zollanforderungen genannt. Auch die Prüfung alternativer Bezugsquellen gehört zu den geplanten Maßnahmen.
Langfristige Auswirkungen
Von den Unternehmen, die entweder ihren Vertrieb ausschließlich aus Deutschland abwickeln oder einen direkten Vertrieb in den USA unterhalten – jedoch ohne dortige Produktionsstätte – erwarten 30 % langfristig erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen infolge der neuen US-Handelspolitik. Diese Unternehmen sehen sich gezwungen, ihre Geschäftsstrategie grundlegend zu überarbeiten. 42 % der Unternehmen rechnen mit moderaten Auswirkungen, die erste Anpassungen in Abläufen oder Strukturen erforderlich machen. Ein Viertel geht lediglich von geringfügigen Auswirkungen auf Kosten oder Absatz aus. Nur zwei Unternehmen sehen keine spürbaren Auswirkungen auf ihr Geschäft.
Konkrete Planungen zu langfristigen Änderungen im Umgang mit der neuen US-Handelspolitik fielen in den Rückmeldungen sehr unterschiedlich aus. Die Einschätzungen lassen sich in fünf übergeordnete Kategorien einteilen:
Beobachtung der Lage / Abwartende Haltung
Ein erheblicher Teil der Unternehmen gibt an, derzeit keine konkreten Maßnahmen zu planen, sondern die weitere Entwicklung aufmerksam zu beobachten. Unsicherheit über die Stabilität und langfristige Ausrichtung der US-Handelspolitik sowie unklare Zollhöhen führen dazu, dass vielfach keine übereilten Schritte unternommen werden. In einigen Fällen wird auch aktiv mit Kunden kommuniziert, ohne bereits strukturelle Veränderungen einzuleiten.
Strategische Neuausrichtung und Marktfokus
Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf einer mittelfristigen strategischen Neuausrichtung. Einige Unternehmen ziehen eine Fokussierung auf alternative Absatzmärkte in Betracht oder setzen dies bereits um. Dabei wird betont, dass solche Umstellungen nicht kurzfristig erfolgen können, sondern Planung und Zeit erfordern. Parallel wird über neue Preisstrategien nachgedacht oder bereits eine stärkere Preisanpassung in Reaktion auf die veränderten Marktbedingungen vorgenommen. Einzelne Unternehmen geben an, sich bewusst vom US-Markt zu distanzieren oder zumindest dessen Bedeutung zu relativieren.
Produktions- oder Logistikanpassungen
In mehreren Antworten wurden Überlegungen zu konkreten strukturellen Veränderungen genannt, darunter der mögliche Aufbau lokaler Abfüllanlagen oder zusätzlicher Lagerkapazitäten in den USA. Diese Maßnahmen stehen in engem Zusammenhang mit erwarteten Zollbelastungen und zielen auf eine kosteneffizientere Versorgung des US-Markts. Gleichzeitig wird aber auch betont, dass nicht alle Unternehmen die Ressourcen haben, um solche Schritte kurzfristig umzusetzen.
Belastung durch Bürokratie und interne Ressourcenbindung
Einzelne Rückmeldungen verweisen auf die zunehmende Bürokratie und den damit verbundenen internen Aufwand. Diese zusätzlichen administrativen Anforderungen, insbesondere im Bereich Zoll und Liefernachweise, binden personelle Kapazitäten und werden als langfristige Belastung für die Unternehmensorganisation bewertet.
Unsicherheit und Ausblick abhängig von Zollhöhe
Zahlreiche Unternehmen machen ihre künftige Ausrichtung explizit von der endgültigen Höhe der Zölle abhängig. Während ein Zollsatz von 10 % noch als verkraftbar eingeschätzt wird, würden Erhöhungen auf 20 oder 25 % aus Sicht der Befragten tiefgreifende Auswirkungen auf Absatz, Marge oder sogar das gesamte Geschäftsmodell haben. Diese Perspektive verstärkt die bereits vorhandene Planungsunsicherheit und erschwert die Umsetzung konkreter Maßnahmen im Vorfeld.
Alternative Absatzmärkte
Von den befragten Unternehmen plant jedes zweite, alternative Absatzmärkte außerhalb der USA zu erschließen. Etwas weniger als die Hälfte der Unternehmen gaben hingegen an, derzeit keine neuen Absatzmärkte in Betracht zu ziehen. Diese Rückmeldungen zeigen, dass ein größerer Teil der Unternehmen aktiv nach neuen internationalen Vertriebsmöglichkeiten sucht, um potenziellen Risiken oder Belastungen durch die veränderte US-Handelspolitik entgegenzuwirken.
Die Unternehmen, die alternative Absatzmärkte in Betracht ziehen, nennen mit deutlicher Häufung Länder und Regionen in Asien als potenzielle Zielmärkte. Mehr als ein Drittel der Nennungen entfallen auf asiatische Märkte, darunter mehrfach China, Indien und Südkorea. Südamerika wird von jedem vierten Unternehmen und oft im Zusammenhang mit dem Mercosur-Abkommen genannt, das offenbar neue Möglichkeiten eröffnet. Kanada wird in 13 % der Rückmeldungen als attraktiver Markt aufgeführt, ebenso wie Afrika – allerdings meist mit dem Hinweis, dass hier langfristige Marktentwicklung notwendig sei.
Einzelne Unternehmen richten ihren Blick verstärkt auf europäische Märkte, insbesondere innerhalb der EU oder Osteuropas, teils auch auf Deutschland selbst. Australien sowie arabische Länder und Lateinamerika wurden je einmal als neue Absatzoption genannt. Einige Unternehmen gaben auch an, „weltweit“ oder „in jeder Region“ nach neuen Märkten zu suchen, ohne konkrete Länder zu benennen.
Vertragsanpassungen
Auf die Frage, ob es bereits erkennbare Veränderungen in Vertragsbedingungen oder der Zusammenarbeit infolge der aktuellen handelspolitischen Unsicherheiten gibt, berichteten knapp die Hälfte der Unternehmen von ersten Unsicherheiten oder Verzögerungen bei Vertragsabschlüssen. Bei 12 % der Unternehmen waren bereits Anpassungen bestehender Verträge notwendig geworden. In einem Fall kam es sogar zu Vertragsbeendigungen oder gravierenden Änderungen der Zusammenarbeit. Diese Rückmeldungen zeigen, dass sich die Unsicherheit auf dem internationalen Parkett zunehmend auch auf die vertraglichen Rahmenbedingungen auswirkt – wenn auch in unterschiedlicher Ausprägung.
Forderungen an die Politik
Die Auswertung der offenen Antworten zeigt, dass die Mehrheit der Unternehmen konkrete politische Maßnahmen fordert, um wirtschaftliche Belastungen infolge der aktuellen US-Handelspolitik abzufedern. Am häufigsten wurde der Wunsch nach neuen oder wiederaufgenommenen Freihandelsabkommen und zollpolitischen Lösungen geäußert. 22 % der Unternehmen sprechen sich dafür aus, bestehende Handelshemmnisse abzubauen oder neue Abkommen wie TTIP, Mercosur oder bilaterale Zollabkommen mit den USA zügig zu verhandeln. Dabei wird sowohl der Abschluss konkreter „Deals“ als auch eine generelle Rückkehr zu verlässlichen Rahmenbedingungen im transatlantischen Handel gefordert.
11 % der Unternehmen äußerten explizit den Wunsch nach Bürokratieabbau und einer Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit – insbesondere innerhalb der EU und Deutschlands. Kritik richtete sich dabei u. a. gegen hohe Lohnnebenkosten, komplexe Nachweispflichten und einen überbordenden Verwaltungsapparat.
Einzelne Unternehmen plädieren für ein selbstbewusstes, strategisches Auftreten Europas gegenüber den USA, insbesondere mit Blick auf mögliche politische Veränderungen. Zudem gibt es den Wunsch nach mehr politischer Stabilität, klaren Entscheidungen und Investitionssicherheit. Einzelne Stimmen fordern explizit handelspolitische Gegenmaßnahmen wie Gegenzölle.
Auswertung: Unternehmen mit Produktion in den USA
Bei den Unternehmen, die über Produktionsstätten in den USA verfügen, zeigen sich unterschiedliche Erwartungen hinsichtlich der kurzfristigen wirtschaftlichen Auswirkungen der neuen US-Handelspolitik. Ein Drittel rechnet mit erheblichen Auswirkungen, die eine grundlegende Änderung ihrer Geschäftsstrategie erforderlich machen. Ein weiteres Drittel erwartet moderate Auswirkungen, die erste Anpassungen notwendig machen. Ein Viertel geht von lediglich geringfügigen Effekten auf Kosten oder Absatz aus. Nur ein Unternehmen sieht derzeit keine spürbaren Auswirkungen. Diese Rückmeldungen deuten darauf hin, dass auch lokal produzierende Unternehmen die politischen Entwicklungen aufmerksam verfolgen und sich auf Anpassungen vorbereiten.
Kurzfristige Änderungen
Unter den Unternehmen mit Produktionsstandorten in den USA zeichnen sich unterschiedliche strategische Reaktionen auf die veränderte US-Handelspolitik ab. Ein zentraler Schwerpunkt liegt auf der Anpassung der Lieferketten. Ein Drittel der Unternehmen prüft aktuell seine Beschaffungsstrategien, insbesondere mit Blick auf zollintensive Vormaterialien und die Frage, ob Waren, die über Vertriebsgesellschaften in die USA gelangen, dort auch verbleiben. Teilweise wird erwogen, Material aus Ländern mit geringeren Zollbelastungen zu beziehen oder Lieferungen zeitlich zu verzögern.
Eine weitere Thematik umfasst die Verlagerung und den Ausbau der Produktion. Ein Viertel der Unternehmen plant entweder zusätzliche Fertigungskapazitäten in den USA oder zieht Produktionsverlagerungen nach Mexiko in Betracht – abhängig von der dortigen Zollregelung im Verhältnis zu den USA. Diese Maßnahmen zielen darauf ab, zollbedingte Kosten zu umgehen und die lokale Wertschöpfung zu erhöhen.
Darüber hinaus werden Preisanpassungen und Investitionsentscheidungen thematisiert. 16 % geben an, ihre Preisstruktur zu überarbeiten sowie bestehende Investitionspläne in den USA aufgrund gestiegener Kosten kurzfristig auf den Prüfstand zu stellen.
Ein Unternehmen plant währungsbezogene Änderungen: Die bisher eurobasierte interne Abwicklung des US-Geschäfts soll künftig in US-Dollar erfolgen, ergänzt durch Absicherungsstrategien (Hedging) in Europa. Ziel ist es, Wechselkursrisiken zu minimieren und die Planungssicherheit im operativen Geschäft zu erhöhen.
Langfristige Änderungen
Unter den Unternehmen mit Produktionsstätten in den USA erwartet die Hälfte der Unternehmen langfristig erhebliche wirtschaftliche Auswirkungen infolge der neuen US-Handelspolitik. Diese Unternehmen sehen sich gezwungen, ihre Geschäftsstrategie grundlegend zu überdenken und anzupassen. Ein Drittel rechnet mit moderaten Auswirkungen, die erste strukturelle oder operative Anpassungen erforderlich machen. Diese Rückmeldungen zeigen, dass auch bei lokal produzierenden Unternehmen erhebliche strategische Konsequenzen in Betracht gezogen werden.
Unternehmen mit Produktionsstandorten in den USA planen unterschiedliche Maßnahmen, um sich an die veränderten handelspolitischen Rahmenbedingungen anzupassen. Ein häufiger genannter Schwerpunkt liegt auf Lieferketten- und Lokalisierungsstrategien. Ein Viertel der Unternehmen berichtet, dass sie verstärkt auf lokale Wertschöpfung setzen, Zulieferanteile aus Asien oder China durch Alternativen ersetzen oder auf on-shore/off-shore-Vertragsmodelle umstellen wollen. Ziel ist es, den US-Markt unabhängiger von globalen Störungen zu bedienen und zollbedingte Risiken zu reduzieren. Besonders im Automotive-Bereich wird jedoch betont, dass solche Umstellungen komplex sind, da neue Produktionsstätten erst freigegeben werden müssen.
Auch Preis- und Investitionsanpassungen sind geplant, etwa durch Überprüfung bestehender Investitionsvorhaben im Hinblick auf geänderte Wachstumserwartungen. Dies zeigt, dass politische Unsicherheiten auch unmittelbare Auswirkungen auf Finanzierungs- und Standortentscheidungen haben können.
Ebenfalls genannt wurde die Notwendigkeit, neue Produktfelder zu erschließen, um stagnierende Nachfrage oder mögliche Bedarfsrückgänge zu kompensieren. Die Entwicklung neuer Angebote befindet sich laut Rückmeldung bereits in Arbeit.
Ein weiteres Unternehmen äußert eine ausgesprochen positive Wachstumserwartung für den US-Markt. Aufgrund der eigenen starken Position vor Ort wird von einem deutlichen Anstieg der Nachfrage ausgegangen – ein Hinweis darauf, dass gut positionierte Produktionsstandorte auch in einem schwierigen Umfeld Vorteile haben können.
Alternative Absatzmärkte
Unter den Unternehmen mit Produktionsstätten in den USA gab der Großteil an, keine alternativen Absatzmärkte außerhalb der USA zu suchen. Ein Viertel hingegen bestätigte, dass sie aktiv nach neuen Absatzmärkten außerhalb der USA Ausschau halten.
Anpassung der Produktionsstruktur
Zwei Drittel der Unternehmen berichten von kleineren Änderungen an ihren Produktionsstandorten. Dazu zählen beispielsweise die Teilverlagerung von Produktionsschritten oder der verstärkte Zukauf bestimmter Komponenten vor Ort, um Zölle zu vermeiden. Einige Unternehmen sehen sich sogar gezwungen, ihre Produktionsstandorte umfassend zu verlagern, etwa durch den Aufbau neuer Kapazitäten in den USA, um weiterhin wettbewerbsfähig zu bleiben. Allerdings plant kein Unternehmen derzeit, sich vollständig vom US-Markt zurückzuziehen.
Die wenigen Rückmeldungen zur möglichen Auswirkung von Handelsbarrieren auf Produktionsstandorte verdeutlichen eine differenzierte Wahrnehmung. Ein zentrales Thema ist die hohe Planungsunsicherheit, die durch häufig wechselnde Regelungen und Zollbestimmungen entsteht.
Die Unternehmen weisen vereinzelt auf den wirtschaftlichen Druck hin, der durch die Vielzahl unterschiedlicher Zölle und Handelsregelungen entsteht. Sollte die Belastung einseitig auf den Unternehmen lasten, könne dies zu einem Rückzug aus bestehenden Geschäftsbeziehungen führen.
Darüber hinaus wurde eine allgemeine Verschlechterung der Situation konstatiert, ohne nähere Spezifizierung, sowie eine kritische Reflexion der Fragestellung selbst. Hier wurde argumentiert, dass Produktionsverlagerungen im Sinne der Nachhaltigkeit (z. B. CO₂-Reduktion durch kürzere Transportwege) grundsätzlich positiv zu bewerten seien und nicht per se problematisch.
Insgesamt zeigen die Rückmeldungen, dass die handelspolitischen Unsicherheiten auch bei lokal produzierenden Unternehmen spürbare Auswirkungen auf Entscheidungsprozesse und Standortfragen haben – sei es durch ökonomischen Druck oder strategische Neuausrichtung.
Vertragsanpassungen
Etwas weniger als die Hälfte der Unternehmen hat bereits erste Unsicherheiten oder Verzögerungen bei Vertragsabschlüssen festgestellt, was auf eine zunehmende Zurückhaltung oder vorsichtige Haltung bei Geschäftspartnern hindeutet. In 25 % der Fälle waren Anpassungen bestehender Verträge notwendig, um auf die geänderten Rahmenbedingungen zu reagieren. Vertragsbeendigungen oder gravierende Änderungen wurden bislang nicht gemeldet. Die Rückmeldungen verdeutlichen, dass sich die handelspolitische Unsicherheit zunehmend in den operativen Beziehungen bemerkbar macht – wenn auch in unterschiedlichem Ausmaß.
Forderungen an die Politik
Unternehmen mit Produktionsstandorten in den USA äußern eine Reihe konkreter Forderungen an die Politik, um den Auswirkungen der aktuellen US-Handelspolitik zu begegnen. Ein zentraler Schwerpunkt liegt auf der Förderung des Freihandels: 25 % der Unternehmen sprechen sich klar für die zügige Verhandlung und Umsetzung neuer Freihandelsabkommen aus. Diese sollen idealerweise weitreichend gestaltet sein, um Handelshemmnisse wie Zölle, lokale Abgaben oder unvorhersehbare Regulierungsänderungen langfristig zu minimieren. Auch eine engere internationale Abstimmung, etwa im Rahmen der WTO, wird gefordert.
Einige Stimmen betonen, dass die Politik den Fokus stärker auf die eigene Wettbewerbsfähigkeit legen sollte – etwa durch Bürokratieabbau, Steuerreformen, mehr Bildungsinvestitionen und einen flexibleren Arbeitsmarkt. Ziel sei es, Europa wirtschaftlich unabhängiger und widerstandsfähiger zu machen. Andere schlagen eine klar definierte Außenhandelspolitik vor, die gezielt alternative Märkte stärkt und auf nachhaltige Partnerschaften statt auf konflikthafte Beziehungen setzt. Auch deutlichere Gegenmaßnahmen gegenüber den USA werden gefordert – etwa eine geschlossene europäische Haltung oder der Verzicht auf US-Militärtechnik als wirtschaftspolitisches Signal.
Insgesamt zeigen die Rückmeldungen, dass die Unternehmen sowohl konstruktive Kooperationsansätze als auch klare Gegenstrategien in der politischen Auseinandersetzung für notwendig halten.
Vergleich zur Blitzumfrage beim Amtsantritt von Donald Trump
Im Vergleich zu unserer früheren Blitzumfrage zu Beginn der Amtszeit von Donald Trump zeigen sich insbesondere bei den kurzfristigen Auswirkungen deutliche Veränderungen. Damals gaben rund 70 % der Unternehmen an, keine wesentlichen Auswirkungen durch die US-Handelspolitik zu erwarten. Dieses Bild hat sich klar gewandelt: In der aktuellen Umfrage gehen über 60 % der Unternehmen von moderaten bis erheblichen Auswirkungen auf ihr Geschäft aus. Nur noch 28 % sehen keine oder lediglich geringe Beeinträchtigungen.
Auch im Hinblick auf internationale Partner verschiebt sich die Wahrnehmung: Während bei der damaligen Umfrage Mexiko und Kanada von 22 % der Befragten als moderat oder sehr wichtig eingestuft wurden, deutet die aktuelle Befragung darauf hin, dass insbesondere Kanada deutlich an Bedeutung für die Unternehmensstrategien gewonnen hat.