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Gewerbeflächen mit KI und GIS suchen und gestalten

„Wir haben ein lernendes System an der digitalen und der humanoiden Schnittstelle. Wir setzen auf die fortschreitende Digitalisierung und die zunehmende Verfügbarkeit der Daten. Zugleich ist es für uns wichtig, im Dialog mit den Kolleginnen und Kollegen auf Landkreisebene weitere Aspekte und Erfahrungen zu integrieren.“
Thomas Schuck, CEO gwSaar Gesellschaft für Wirtschaftsförderung Saar mbH

Arbeitsplätze schaffen und erhalten

Die optimale Nutzung von Flächen bedeutet für Unternehmen, Kommunen und Projektentwickler eine zentrale Herausforderung. Innovative Strategien, die Geoinformationssysteme (GIS) und Künstliche Intelligenz (KI) nutzen, können brachliegende Potenziale identifizieren und dabei helfen, Flächen effizienter zu entwickeln. Und davon profitiert am Ende auch der Arbeitsmarkt.
„Unser Ziel ist es, Arbeitsplätze zu erhalten und neue Arbeitsplätze zu schaffen“, sagt Thomas Schuck. Er ist Geschäftsführer der gwSaar Gesellschaft für Wirtschaftsförderung Saar mbH, die seit knapp dreißig Jahren das Standortmarketing mit immobilienwirtschaftlichen Themen verbindet. Seit 1998 werden jährlich alle Industrie- und Gewerbeflächen in den 52 Kommunen und fünf Landkreisen im Saarland erhoben.
Eine besondere Herausforderung ist die Erfassung von Brownfields, also brachliegenden Flächen. Gemeinden verfügten oft nur über unzureichende Kenntnisse, ob private gewerbliche Flächen noch genutzt werden. „Deswegen sind wir in die Luft gegangen“, sagt Schuck. Mit dem Partner Spacedatists wertete man Luftbilder aus und glich sie mit den Verzeichnissen der IHKs ab. Anhand von Gebäudezustand oder Vegetationswachstum wurden so ungenutzte Flächen identifiziert.
Alle Daten flossen in ein Flächenkataster ein. Dies ermöglicht eine flurstückgenaue Kartierung und datenbasierte Planungen. Flächensteckbriefe fassen die relevanten Informationen für ansiedlungsinteressierte Unternehmen zusammen, um Standortentscheidungen zu erleichtern. Seit 2023 werden die Flächen über das Vermarktungsportal "Germany's Saarland" präsentiert.
Als ein Best-Practice-Beispiel nennt Schuck die Ansiedlung von Vetter Pharma. Das Unternehmen aus Ravensburg ist ein Weltmarktführer für Injektionsinstrumente. Es suchte einen Standort in überschaubarer Entfernung mit mindestens 20 Hektar Fläche und Arbeitskräftepotenzial. Im Saarland wurde Vetter fündig. Auf einem Teil eines Geländes, wo der Autobauer Ford seine Produktion zum Ende des Jahres einstellt, entsteht nun eine aseptische Arzneimittelabfüllung.
Die Weiterentwicklung des Flächensystems setzt einerseits auf enge Kooperation mit regionalen Wirtschaftsförderern. Anstatt jede Kommune einzeln zu besuchen, werden jedoch digitale Schnittstellen genutzt, um aktuelle Daten effizient zu integrieren, wie Schick erklärt. So entstehe ein lernendes System mit digitalen und menschlichen Schnittstellen, das Veränderungen schnell erfasst und als Akquise-Instrument für das Bundesland dient.

Schnelle Verfügbarkeit zu jedem Grundstück

KI spielt bei der Erschließung ungenutzter Flächen eine wachsende Rolle. Darauf ist das Unternehmen syte aus Münster in Westfalen spezialisiert, das 2023 mit dem Deutschen KI-Preis in der Kategorie Start-up ausgezeichnet wurde. „Syte kann sehr schnell sehr gute Daten zu jedem einzelnen Grundstück und zu jedem einzelnen Gebäude in ganz Deutschland bieten“, sagt Senior Key Account Manager Nilas Möllenkamp.
Neben der bundesweiten Verfügbarkeit von Grundstücken in dem System unterscheidet sich das Angebot von syte im Vergleich zur gwSaar vor allem durch die schnelle Verfügbarkeit von Daten, wie Möllenkamp erklärt. Über eine Benutzeroberfläche könne eine Vielzahl von Daten einfach per Knopfdruck miteinander kombiniert und abgerufen werden.
Weil die KI auf das deutsche Baurecht trainiert ist, kann sie eine erste Einschätzung abgeben, ob auf dem Gelände überhaupt gebaut werden darf. Sie kann die Fläche eines Grundstücks ermitteln, die tatsächlich bebaut werden kann, anfallende Kosten abschätzen oder das Photovoltaikpotenzial ermitteln. Zudem ist das System innerhalb weniger Augenblicke dazu in der Lage, energetische Sanierungspläne mit Maßnahmen und Kosten für nahezu jedes Gebäude zu erstellen.
Doch das ist erst der Anfang einer rasanten Entwicklung. KI werde die Erschließung von Gewerbeflächen grundlegend verändern, glaubt Möllenkamp. „Technisch werden wir schon in drei Jahren ganz andere Möglichkeiten haben als heute.“
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