Welche Auswirkungen erwarten die Unternehmen in Rheinland-Pfalz
Ein Zehntel aller rheinland-pfälzischen Exporte gehen in die USA. Mit dem Amtsantritt von Donald Trump als 47. US-Präsident, könnten die ersten wirtschaftspolitischen Schritte der neuen Regierung spürbare Konsequenzen auf die regionale Wirtschaft haben. Die geplante Einführung von 25 % Zöllen auf Importe aus Mexiko und Kanada ab dem 1. Februar 2025 illustriert die Richtung, die die neue US-Handelspolitik einschlagen könnte.
Grund für uns, bei unseren regionalen Unternehmen nachzufragen, ob sie mit Auswirkungen auf ihre Geschäfte rechnen.
Wir, die Industrie- und Handelskammern Rheinland-Pfalz, führten deshalb eine Blitzumfrage durch. 350 Unternehmen haben geantwortet und wertvolle Erkenntnisse geliefert.
Stabile Erwartungen trotz Unsicherheiten
26 % der befragten Unternehmen haben einen Umsatzanteil von mehr als 10 %, der direkt oder indirekt vom US-Geschäft abhängt.
Der Handel mit Kanada und Mexiko spielt für knapp ein Viertel der Unternehmen eine moderate bis sehr wichtige Rolle. Besonders Betriebe mit hoher Abhängigkeit vom US-Markt sehen sich von möglichen Zöllen oder Handelsbarrieren betroffen.
Ein Viertel der Befragten rechnet mit einem Umsatzrückgang, während lediglich 5 % eine Umsatzsteigerung erwartet. Die optimistischsten Einschätzungen stammen meist von Unternehmen, deren US-Anteil unter 10 % liegt. Nahezu zwei Drittel der Unternehmen erwarten keine unmittelbaren Auswirkungen durch die aktuellen Entwicklungen, insbesondere dann, wenn ihr US-Anteil gering ist.
Die Einschätzungen zu den möglichen Auswirkungen der US-Handelspolitik variieren zwischen den Branchen:
Während Unternehmen der Weinbranche höhere Zölle und zusätzliche Handelshemmnisse befürchten – Sorgen, die auch andere Branchen teilen – wird außerdem mit einer Verteuerung von Vorprodukten gerechnet. Die Baubranche hingegen sieht optimistisch auf die Entwicklungen und erwartet durch die Aufbruchstimmung einen Bauboom in den USA.
Eine oft geäußerte Sorge betrifft die mögliche Schwächung der Nachfrage im EU-Binnenmarkt infolge der Entwicklungen in den USA. Gleichzeitig wird bemerkenswert häufig die Hoffnung geäußert, dass der angestrebte Bürokratieabbau in den USA ein positives wirtschaftliches Umfeld schafft, das auch für die deutsche Wirtschaft Impulse setzt.
Bürokratieabbau und geschlossenes Handeln gefordert
Aus den Antworten der Unternehmen ergeben sich klare Forderungen:
Bürokratieabbau: Häufig genannt wurde der Wunsch nach effizienteren Verfahren und weniger Regulierungen, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu sichern.
Attraktivere Rahmenbedingungen: Steuererleichterungen, niedrigere Energiekosten und gezielte Förderprogramme wurden als notwendige Maßnahmen identifiziert.
Einheitliche EU-Strategie: Die Unternehmen fordern ein starkes und geschlossenes Auftreten Europas in Handelsfragen, um den Herausforderungen durch protektionistische Maßnahmen der USA zu begegnen.
Diversifikation der Handelsbeziehungen: Der Ausbau von Handelsabkommen mit anderen Regionen, etwa in Asien oder Lateinamerika, wird als strategische Notwendigkeit angesehen, um Abhängigkeiten vom US-Markt zu reduzieren.
Sorgen aber auch Hoffnung
Trotz der Sorgen äußern einige Unternehmen auch Hoffnung. Der angekündigte Bürokratieabbau in den USA könnte ein positiver Impulsgeber für die dortige Wirtschaft sein und indirekt auch deutschen Unternehmen zugutekommen. Zudem bietet die Neujustierung der US-Handelspolitik Chancen, die eigenen wirtschaftlichen Strukturen in Deutschland und Europa zu verbessern.
Es gilt, die eigenen strukturellen Schwächen zu beseitigen, um die internationale Wettbewerbsfähigkeit zu stärken. Damit die deutsche Wirtschaft und der EU-Markt auch international selbstbewusst auftreten können.