Lebenswerte Innenstädte

Wandel der Innenstädte aktiv gestalten

Die rheinland-pfälzischen Innenstädte befinden sich in einem Transformationsprozess. Die Corona-Pandemie hat verschiedene Entwicklungen beschleunigt und vor allem den Handel und die Gastronomie unter Druck gesetzt. Die Einkaufsgewohnheiten der Kundinnen und Kunden haben sich geändert, es wird oft online eingekauft, die Frequenzen in den Innenstädten erholen sich nur langsam. Sowohl in der Gesellschaft als auch in der Politik setzt sich die Erkenntnis durch, dass der Wandel der Innenstädte aktiv begleitet werden muss, um auch in Zukunft vitale und lebenswerte Innenstädte vorzufinden.

Die Zukunft der Innenstädte, darin sind sich die Expertinnen und Experten einig, wird durch einen stärkeren Mix an verschiedenen Nutzungen geprägt sein. Waren die Innenstädte durch die Zunahme an Handelsflächen geprägt, wird in der Zukunft das Zusammenspiel aus Handel, Gastronomie, Dienstleistungen, Bildung, Kultur, Tourismus, Freizeit, Arbeiten und Wohnen der Grundstein für eine lebenswerte Innenstadt wichtig sein. Dies bedeutet aber auch einen erhöhten Koordinierungsaufwand sowohl auf Seiten der Innenstadtakteure als auch auf Seiten der Kommunen. Dabei gilt: Es gibt keine Patentlösung, die lokalen Rahmenbedingungen, Strukturen und Gegebenheiten sind so unterschiedlich wie die Gesichter unserer Innenstädte. Jede Kommune muss sich mit der Frage nach der Zukunft der Innenstadt individuell beschäftigen.

Was die Politik tun kann

  1. Wir fordern die Politik auf, bestehende Instrumente wie das LEAPG nutzen und engagierte Innenstadtakteure fördern, um auch die Immobilieneigentümer in die Neugestaltung der Innenstädte einzubeziehen.
  2. Es ist notwendig, Kommunen in die Lage zu versetzen, die Zukunft der jeweiligen Innenstadt unter Beteiligung aller Innenstadtakteure zu diskutieren und ein Zukunftsbild zu entwickeln.
  3. Nach dem Modellvorhaben „Innenstadt-Impulse“, das auf die rheinland-pfälzischen Oberzentren abzielte, wäre es wichtig, auch die Mittelzentren und Grundzentren in den Blick zu nehmen.
  4. Es müssen rechtssichere und praktikable Ansätze für die Durchführung von verkaufsoffenen Sonntagen geschaffen werden.
  5. Die Politik muss Fördermöglichkeiten des Bundes evaluieren und vorhandene Förderlücken schließen. Dabei können gute Beispiele aus anderen Bundesländern helfen.
  6. Bestehende bundesrechtliche Regelungen wie das Baugesetzbuch oder die „Technische Anleitung Lärm“ (TA Lärm) müssen so ausgestaltet werden, dass innovative Ansätze in den Innenstädten ermöglicht werden.
  7. Die Politik muss ein „level playing field“ für den stationären und den Online-Handel herstellen, damit alle Unternehmen faire Wettbewerbsbedingungen haben.

Was die IHKs tun

  1. Die IHKs sind in den zahlreichen Diskussionsprozessen zur Zukunft der Innenstädte auf lokaler und regionaler Ebene als Impulsgeber mit ihrer Expertise eingebunden. Sie stellen die Verbindung zwischen den Kommunen und den Innenstadtakteuren her und tragen damit zur Erarbeitung von lokalen Konzepten bei. Durch Veranstaltungen wie den rheinland-pfälzischen Handelstag, aber auch zahlreiche Innenstadtforen und Netzwerkveranstaltungen in den einzelnen Kammerbezirken fördern die IHKs den Austausch von guten Beispielen und innovativen Ansätzen.
  2. Außerdem beraten die IHKs durch Webinare zum Förderprogramm „DigiBoost“, das zur Digitalisierung des Handels beiträgt. Sie bieten zahlreiche Webinare mit praktischen Hilfestellungen zur Weiterentwicklung des stationären Einzelhandels an.
  3. Gemeinsam mit dem Ministerium für Wirtschaft, Verkehr, Landwirtschaft und Weinbau Rheinland-Pfalz, dem rheinland-pfälzischen Städtetag und dem Handelsverband Rheinland-Pfalz haben die IHKs einen Leitfaden zur Umsetzung des LEAPG erarbeitet, der in Kürze vorliegen wird.
  4. Mit der bundesweiten Kampagne „Heimat shoppen“, an der sich zahlreiche rheinland-pfälzischen Kommunen beteiligen, betonen die IHKs die Bedeutung des lokalen Einzelhandels durch zahlreiche Aktionen und entsprechenden Werbemitteln, die kostenfrei an die teilnehmenden Unternehmen abgegeben werden.