Der IHK-Konjunkturklimaindex, das zentrale Stimmungsbarometer der rheinland-pfälzischen Wirtschaft, steigt im Vergleich zur Jahresbeginn-Umfrage 2025 um 7 Punkte auf nun 88 Punkte. Damit hellt sich die Stimmung etwas auf, bleibt aber weiterhin unter der 100-Punkte-Marke – jener Schwelle, ab der von einer positiven Gesamtverfassung gesprochen werden kann.
„Drei Jahre in Folge erreichen die Geschäftserwartungen im Frühsommer ähnliche Werte und führen zu einer Wellenbewegung im negativen Bereich“, kommentiert Arne Rössel, Hauptgeschäftsführer der IHK-Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz. Er macht deutlich: „Das angekündigte Sondervermögen und der Regierungswechsel werden nur dann zum Hoffnungsschimmer für die Wirtschaft, wenn schnell wachstumsfördernde Impulse gesetzt werden. Andernfalls drohen die Unternehmen in einer anhaltenden Seitwärtsbewegung stecken zu bleiben.“
Derzeit bleibt die aktuelle Geschäftslage unverändert im negativen Bereich. 52 Prozent der Unternehmen – und damit mehr als die Hälfte – beurteilen ihre derzeitige Situation als „befriedigend“. Während 20 Prozent eine gute Lage melden, berichten 28 Prozent von einer schlechten Lage. Daraus ergibt sich ein negativer Saldo von -8 Prozentpunkten, der dem Niveau der beiden vorherigen Befragungen entspricht.
Die Geschäftserwartungen für die kommenden zwölf Monate verbessern sich zwar spürbar, liegen jedoch ebenfalls weiterhin im negativen Bereich. Der Erwartungssaldo aus „besser“ minus „schlechter“-Antworten steigt von -26 Prozentpunkten zu Jahresbeginn auf aktuell -16 Prozentpunkte. Die Mehrheit (54 Prozent) rechnet mit einer gleichbleibenden Geschäftslage. 15 Prozent erwarten eine Verbesserung, während 31 Prozent pessimistisch in die Zukunft blicken.
Risiken bleiben präsent – wirtschaftspolitische Rahmenbedingungen im Fokus
Auch beim Blick auf potenzielle Geschäftsrisiken zeigt sich eine leichte Entspannung gengenüber der Umfrage zum Jahresbeginn. Zwar werden erneut dieselben fünf Risiken als besonders bedeutsam eingestuft, die Häufigkeit der Nennungen ist jedoch leicht rückläufig. An der Spitze der Risikowahrnehmung stehen weiterhin die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen – zum dritten Mal in Folge. Der Inlandsabsatz und die Arbeitskosten erreichen ebenfalls über die Hälfte der Stimmen.
Investitions- und Beschäftigungspläne zeigen nach wie vor Zurückhaltung
Die Investitionsneigung der Unternehmen bleibt verhalten. Nur 22 Prozent der Unternehmen planen, ihre Investitionen in den nächsten 12 Monaten zu erhöhen, während 46 Prozent von konstanten Investitionen ausgehen. Demgegenüber stehen 32 Prozent, die einen Abbau des Investitionsbudgets vorsehen.
Auch auf dem Arbeitsmarkt ist wenig Bewegung zu erwarten: 66 Prozent der Betriebe planen in den nächsten 12 Monaten mit einem konstanten Personalbestand. 11 Prozent planen ihre Belegschaft aufzustocken, während 23 Prozent mit einem Personalabbau rechnen.
Exporte unter Druck
Die Exporterwartungen der rheinland-pfälzischen Industrieunternehmen bleiben getrübt. Der Saldo aus positiven und negativen Antworten verharrt im negativen Bereich und erreicht mit -21 Prozentpunkten das gleiche Niveau wie zur Herbstumfrage 2024. Nur 11 Prozent der Industriebetriebe rechnen mit steigenden Ausfuhren, was einem Rückgang von 6 Prozentpunkten gegenüber dem Jahresbeginn entspricht. Immerhin 57 Prozent erwarten stabile Exportaktivitäten (Jahresbeginn 2025: 49 Prozent).
„Insbesondere die jüngsten verkündeten US-amerikanischen Strafzölle drücken die Exporterwartungen. Hinzu kommen weiterhin national-protektionistische Strömungen, die in vielen Ländern um sich greifen. Auch deswegen ist die Sicherung vorhandener und der Abschluss neuer Freihandelsabkommen so wichtig“, sagt IHK-Hauptgeschäftsführer Rössel.
Frühjahr bringt Aufschwung – jedoch auf niedrigem Niveau
Im Branchenvergleich zeigt sich der Dienstleistungssektor am robustesten. Aufgrund des verbesserten Erwartungssaldo um 12 Prozentpunkte, steigt der Konjunkturklimaindex der Dienstleister auf 98 Punkte (Jahresbeginn 2025: 93 Punkte).
Auch die Stimmung der Industrie ist zum Frühsommer positiver. Der Konjunkturklimaindex steigt auf nun 88 Punkte (Jahresbeginn 78 Punkte). Treiber dieser Entwicklung sind verbesserte Erwartungen für die kommenden 12 Monate: 17 Prozent der Industrieunternehmen rechnen mit einer besseren Geschäftslage (Jahresbeginn 2025: 10 Prozent), während der Anteil derer, die eine Verschlechterung erwarten, auf 29 Prozent zurückgeht (Jahresbeginn 2025: 38 Prozent).
„Insgesamt sorgt die konjunkturelle Frühjahrsbelebung für eine leichte Verbesserung der Stimmung – quer durch Handel, Dienstleistungsbereich und Industrie. Dennoch bleibt der Weg zu einer stabilen Erholung herausfordernd“, stellt Rössel abschließend fest.
Die Konjunkturumfrage der IHK-Arbeitsgemeinschaft Rheinland-Pfalz lief zwischen 24. März und 30. April 2025. Teilgenommen haben 1.102 Unternehmen aller Größen und Branchen mit insgesamt rund 134.400 Beschäftigten.