5-Punkte-Plan

Unsere Handlungsempfehlungen

Förderung von ökonomischer Bildung

Das Thema Unternehmertum spielt in Deutschland nach wie vor eine untergeordnete Rolle. Das verdeutlichen rückläufige Gründungszahlen und ein mangelndes Interesse an Selbstständigkeit. Dabei ist unternehmerisches Denken und Handeln eine Grundkompetenz. Eine offene Einstellung zum Unternehmertum muss bei jungen Menschen schon durch ökonomische Bildung in Schule und Hochschule sowie in der beruflichen Bildung gefördert werden. Um Entrepreneurship und auch Intrapreneurship nachhaltig im Unterricht zu verankern, müssen Bildungsprojekte, fachbereichsübergreifende Lehrinhalte zur ökonomischen Bildung sowie die Möglichkeit zur Gründung von Schülerfirmen auch durch bildungspolitische Ansätze ermöglicht werden. Die Industrie- und Handelskammern leisten hierzu durch bestehende Bildungsprojekte bereits einen nachhaltigen Beitrag.

Duale Ausbildung stärken und weiterentwickeln

Das wirksamste Instrument gegen den Fachkräftemangel ist die Ausbildung und Qualifizierung junger Menschen. Ein funktionierendes Bildungssystem ist ein entscheidender Wirtschaftsfaktor. Deutschland verfügt hier mit der dualen Berufsausbildung über ein international anerkanntes Aushängeschild. Sie ist nicht nur Garant für eine niedrige Jugendarbeitslosigkeit, sondern sichert den Unternehmen auch einen passgenau qualifizierten Fachkräftenachwuchs. Wir setzen uns für den Erhalt und die Stärkung der dualen Ausbildung ein. Spätestens in der Schule werden die Weichen für das Berufsleben gestellt. Aus dem aktuellen Trend zum Abitur heißt es hier die richtigen Schlüsse zu ziehen. Denn ein Automatismus von der allgemeinen Hochschulreife zum Hochschulstudium wäre für die Wirtschaft in Rheinland-Pfalz nicht förderlich. Eine systematische Berufsorientierung ist vielmehr wichtig. Insbesondere an Gymnasien und Gesamtschulen sollte diese auch Ausbildungsberufe stärker mit einbeziehen. Das Bildungsministerium muss hierfür noch stärker mit eintreten.

Schnellere Verfahren als Teil einer Willkommenskultur

Auch bei der Fachkräftesicherung gilt: Im Ziel besteht Einigkeit, in der Praxis fehlt zu oft die Geschwindigkeit. Das gilt auch für Erleichterungen bei der Einwanderung von Fachkräften aus dem Ausland: Die Erfahrungen in den Unternehmen zeigen, dass vieles immer noch zu kompliziert ist, zu lange dauert oder sogar scheitert.
Es ist überfällig, dass jetzt nachjustiert wird. Bessere Regelungen allein reichen aber nicht. Denn aktuell erleben interessierte Fachkräfte schon bei der Visa-Antragstellung im Ausland, dass Deutschland den ersten Praxistest nicht besteht: Selbst mit Arbeitsvertrag aus Deutschland in der Tasche wird aus der schnellen Einreise oft nichts, denn die Visa-Verfahren werden meist noch händisch abgewickelt und dadurch verschleppt. Das führt immer wieder zu viel zu langen Wartezeiten, manchmal sogar länger als ein Jahr – allein schon beim ersten Schritt, der Antragstellung in persönlicher Präsenz im Konsulat. Lange Wartezeiten auf einen Termin zur Visa-Vergabe sind aber weder Ausdruck von Willkommenskultur noch machen sie Hoffnung auf ein Arbeitsleben in einem Land mit einer modernen Verwaltung und digitalisierten Abläufen.
Die Botschaften und Konsulate ebenso wie die beteiligten Behörden im Inland müssen rasch auf digitale Verfahren umstellen, damit Visa schneller erteilt werden. Auf allen Ebenen sollten die Einwanderer Willkommenskultur konkret im Umgang mit Behörden erleben können – auch beim Eintreffen in Deutschland.

Potenziale erkennen

Auch gesteigerte Anstrengungen für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf sind dringend erforderlich. Der Ausbau und die Flexibilisierung des Betreuungsangebotes für Kinder und in der Tagespflege würden es vielen Teilzeitbeschäftigten ermöglichen, ihre Arbeitszeit auszuweiten. Betreuungsangebote spielen aber auch eine wichtige Rolle bei einer weiteren Stellschraube, der Standortattraktivität: Für die Anwerbung von Fachkräften finden es die Betriebe zudem wichtig, dass ihre Region unter anderem ein gutes und bezahlbares Wohnumfeld, einen ausgebauten öffentlichen Personennahverkehr und weitere kommunale Angebote aufweist.
Und nicht zuletzt wünschen sich die Unternehmen, dass die Erwerbstätigkeit von Älteren gestärkt wird. Die hat in den vergangenen Jahren zwar zugenommen – die abschlagsfreie vorzeitige Rente nach 45 Beitragsjahren konterkariert diese Entwicklung jedoch. Umso wichtiger ist es für die Wirtschaft, die Möglichkeiten der flexiblen Übergänge in die Rente und die Abschaffung der Hinzuverdienstgrenzen bei vorzeitigem Rentenbezug bekannter zu machen.

Betriebe entlasten

Auf die Frage, welche Rahmenbedingungen bei der Fachkräftesicherung helfen würden, nannte mehr als jeder zweite Teilnehmer einer DIHK-Umfrage an Unternehmen (52 Prozent) den Bürokratieabbau. Bei einer Entlastung etwa von Berichts-, Dokumentations- oder Meldepflichten könnte sich Personal intensiver um die eigentlichen betrieblichen Aufgaben kümmern.

So handeln unsere Betriebe:

grafik stellenbesetzung