Weinwirtschaft

Branchentreff Weinwirtschaft: Herausforderungen konstruktiv begegnen

Die Weinwirtschaft steht vor einer Vielzahl tiefgreifender Herausforderungen – sowohl struktureller als auch konjunktureller Natur. Auf dem jüngsten Branchentreff der Weinwirtschaft in Trier diskutierten Vertreterinnen und Vertreter von Weingütern, Genossenschaften, Handel und Politik über die drängendsten Probleme und notwendigen politischen Weichenstellungen.

Wirtschaftliche Belastungen nehmen weiter zu

Steigende Produktions-, Energie- und Logistikkosten sowie der zunehmende Personalmangel setzen die Branche unter erheblichen Druck. Viele Betriebe sehen sich gezwungen, Preise anzupassen – mit direkten Auswirkungen auf das Konsumverhalten. Die Kaufzurückhaltung infolge der gesamtwirtschaftlich angespannten Lage verstärkt diese Entwicklung zusätzlich.

Internationale Handelshemmnisse verschärfen die Lage

Besondere Sorge bereiten die unvorhersehbaren Zölle auf Weinexporte in die USA. „Die Zollpolitik unter der US-Administration ist für unsere Winzerinnen und Winzer ein massives Planungsrisiko – insbesondere für Moselrieslinge, die traditionell stark im US-Markt vertreten sind“, betont Thomas Loosen, Vorsitzender des IHK-Weinausschusses. Die Branche fordert daher eine Rückkehr zu verlässlichen Handelsbedingungen und fairen, gegenseitigen Abkommen.

Zunehmende Regulierungen im Fokus

Auch auf europäischer Ebene sieht sich die Branche einem wachsenden Regelungsdruck ausgesetzt. Werbebeschränkungen und pauschalisierende Gesundheitskampagnen drohen, das Bild des verantwortungsvollen Weingenusses zu verzerren. Aufklärung und Differenzierung sind daher essenziell. Initiativen wie Wine in Moderation oder VITAEVINO spielen hierbei eine zentrale Rolle.

EU-Weinpaket: Erste Schritte, aber Nachbesserung nötig

Die Vorschläge der High-Level-Group „Wein“ und der EU-Kommission bieten wichtige Ansätze zur Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit – insbesondere die folgenden fünf Punkte gilt es politisch aufzugreifen und zu unterstützen:
  1. Flexiblere Verwendung von GAP-Mitteln: Nicht genutzte Fördermittel sollen in das Folgejahr übertragbar oder für alternative Zwecke wie Absatzförderung einsetzbar sein.
  2. Entbürokratisierung der Drittlandsförderung: Antragshürden müssen abgebaut, die Laufzeitbegrenzung von fünf Jahren aufgehoben werden.
  3. Klare, verständliche Kennzeichnung entalkoholisierter Produkte: Pflichtangaben sollten auf das Wesentliche reduziert, irreführende Formulierungen vermieden werden.
  4. Herkunft auch für alkoholfreie Weine ermöglichen: Herkunftsbezeichnungen sind ein zentrales Qualitätsmerkmal – auch bei alkoholfreien Produkten.
  5. EU-weite Etikettierung vereinheitlichen: Einheitliche Vorgaben, insbesondere zum QR-Code, sind notwendig – inklusive rechtlicher Klarstellung für Exportprodukte.
„Das Weinpaket ist ein Signal in die richtige Richtung, doch es braucht jetzt klare politische Unterstützung und schnelle Umsetzung. Die Wettbewerbsfähigkeit unserer Betriebe hängt maßgeblich davon ab“, betont Albrecht Ehses, weinpolitischer Sprecher der IHKs in Rheinland-Pfalz.

Unser Appell an die Politik

Begleiten Sie die Reformen konstruktiv, setzen Sie sich für eine praxisnahe Ausgestaltung auf europäischer wie nationaler Ebene ein und geben Sie der Weinbranche die Flexibilität, die sie braucht, um wettbewerbsfähig zu bleiben.