Rheinland-pfälzische Wirtschaft unter Druck – Unternehmen wünschen sich klarere EU-Handelspolitik
Die aktuelle US-Handelspolitik setzt vielen Unternehmen in Rheinland-Pfalz spürbar zu – und die Reaktionen auf die jüngste Verständigung zwischen der EU und den USA fallen skeptisch aus. Das zeigt eine Blitzumfrage der Deutschen Industrie- und Handelskammer (DIHK), an der sich 186 Betriebe aus Rheinland-Pfalz beteiligt haben.
- Zurückhaltende EU-Strategie überzeugt viele nicht
- 70 % der Unternehmen mit US-Geschäft spüren Belastungen
- EU, Asien und EFTA-Staaten rücken stärker in den Fokus
- Individuelle Strategien im Umgang mit neuen Zöllen
- Struktur der Teilnehmenden: Mittelstand dominiert
- Fazit: Deutlicher Handlungsauftrag an die Politik
Zurückhaltende EU-Strategie überzeugt viele nicht
Zentrales Thema der Umfrage war die Bewertung der politischen Absichtserklärung vom 27. Juli 2025, mit der die EU und die USA die angedrohten US-Zusatzzölle von bis zu 30 % auf 15 % begrenzt hatten. Die Antwort fällt eindeutig aus: Mehr als 60 % der Unternehmen aus Rheinland-Pfalz fordern ein entschlosseneres Auftreten Europas gegenüber den USA – auch wenn mögliche Gegenmaßnahmen kurzfristig das eigene Geschäft belasten könnten. Nur rund 19 % unterstützen die bislang deeskalierende Verhandlungsstrategie der EU. Die Mehrheit wünscht sich klare, wirtschaftspolitisch stabile Rahmenbedingungen.
70 % der Unternehmen mit US-Geschäft spüren Belastungen
Die wirtschaftlichen Folgen der US-Zollpolitik sind für viele Unternehmen bereits Realität: Knapp 70 % der Betriebe mit US-Geschäft berichten von negativen Auswirkungen. Zu den Hauptproblemen zählen Auftragsrückgänge, gestiegene Kosten und eine sinkende Nachfrage. Besonders belastend empfinden viele den neuen pauschalen Basiszollsatz von 10 % bzw. 15 %, der für eine Vielzahl von Produkten gilt.
Auch wechselkursbedingte Risiken sowie eine insgesamt unsichere handelspolitische Lage erschweren Planung und Kalkulation. Das zeigt sich unter anderem daran, dass Investitionen zurückgestellt, Lieferketten neu bewertet oder Wachstumschancen in anderen Märkten gesucht werden.
EU, Asien und EFTA-Staaten rücken stärker in den Fokus
Gefragt nach ihrer strategischen Ausrichtung, geben 44,3 % der Unternehmen an, künftig verstärkt auf den EU-Binnenmarkt zu setzen. Auch Märkte in Asien (ohne China) gewinnen mit 28,9 % an Relevanz. Zudem rücken die Staaten der Europäischen Freihandelsassoziation (EFTA) – also etwa die Schweiz und Norwegen – mit 23,9 % zunehmend in den Blick der Unternehmen. Die USA hingegen spielen mit lediglich 1,7 % kaum noch eine Rolle als Wachstumsperspektive.
Individuelle Strategien im Umgang mit neuen Zöllen
Beim Umgang mit den neuen US-Zusatzzöllen zeigt sich: Die Mehrheit der Unternehmen (58 %) gibt die entstehenden Kosten ganz oder teilweise an ihre Kunden weiter. 16,1 % tragen die Belastungen vollständig selbst, während ein Viertel eine Mischform wählt.
Struktur der Teilnehmenden: Mittelstand dominiert
Die befragten Unternehmen stammen überwiegend aus dem Mittelstand: Etwa 82 % beschäftigen weniger als 200 Mitarbeitende. Branchenübergreifend vertreten waren insbesondere Unternehmen aus dem Maschinenbau, der Metall- und Kunststoffverarbeitung, Elektrotechnik und dem Großhandel.
Fazit: Deutlicher Handlungsauftrag an die Politik
Die Ergebnisse machen deutlich: Rheinland-pfälzische Unternehmen brauchen Klarheit, Verlässlichkeit und konkrete Perspektiven. Die gegenwärtige US-Zollpolitik trifft viele unmittelbar – sei es über Exporte, Investitionen oder globale Lieferketten. Von der EU erwarten die Betriebe eine strategischere Außenwirtschaftspolitik, den Abbau bürokratischer Hürden und die zügige Umsetzung moderner Freihandelsabkommen, um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können.